Ein wichtiger Freund
Als Kurt Hiller 1947 in seinem Londoner Exil einen Artikel Eva Siewerts in der wieder gegründeten Zeitschrift Die Weltbühne liest, setzt er sich umgehend mit ihr in Verbindung. Es ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.
In seinen Briefen lobt er Eva Siewert als bedeutendste Essayistin im Berlin der Nachkriegszeit, bezeichnet sie euphorisch als eine „sokratisch-mozarteske Jeanne d’Arc deutscher Prosa“ und sieht in ihr eine „Schwester im Geiste“. In ungewohnt gefühlvollen Wendungen bekundet er, „im Herzen [s]eines Hirns“ zucke „wilde Freundschaft“ für sie. Noch Jahre später scherzt Kurt Hiller – wohl wissend, dass Eva Siewert Frauen liebte – nach einer ähnlichen Sympathiebekundung: „Die Gefahr, dass Sie in diesem Bekenntnis einen verstecken Heiratsantrag sehen, besteht ja wohl nicht.“
Bei der Spurensuche nach Eva Siewert ist Kurt Hiller eine zentrale Figur. Der Essayist und unbequeme Querdenker war ein eifriger Briefschreiber. Heute sind allein im Archiv der Kurt Hiller Gesellschaft in Neuss 2345 fein säuberlich sortierte Mappen mit insgesamt 29267 Briefen erhalten, darunter 60 Briefe, die Hiller von Eva Siewert erhalten hat. Sie geben vielfach Auskunft über ihre Lebenssituation und Gedankenwelt.